design d r i n k i n g – ästhetik

Anlässlich unseres 30-jährigen Bürobestehens nähern wir uns denkend und trinkend Begriffen, die das Design prägen.


von Florian Adler & Birte de Gruisbourne

Ästhetik ist im Design ein viel strapazierter Begriff. Fälschlicherweise mit Schönheit verwechselt, wird er häufig mit subjektiven Geschmacksurteilen gleichgesetzt, die sich im Kommunikationsdesign als problematisch erweisen. Auch wenn Geschmacksurteile keine Urteile über Wahrheit oder Falschheit sein können, geht das ästhetische Urteil über ein schlichtes »das gefällt mir« hinaus und ist daher nicht bloß subjektiv.

Um besser zu verstehen, was wir dann damit meinen, wenn wir etwas »schön« nennen, führt uns die Philosophin Birte de Gruisbourne in eine kunstphilosophische Begriffsgeschichte der Ästhetik ein. Von Kants interesselosem Wohlgefallen am schönen Gegenstand, der ein freies Spiel der Erkenntniskräfte hervorruft, geht es über Hegel, dessen Ästhetik als explizite Kunstphilosophie gelesen werden kann, welche das Schöne als »sinnliches Scheinen der Idee« versteht, und Martin Heidegger, der im Kunstwerk einen »Streit zwischen Erde und Welt« am Werk sieht, bis zu Adorno, der das Kunstwerk aufgrund seines Rätselcharakters als autonom begreift. Trotz ihrer Eigengesetzlichkeit, so lernen wir, ist Kunst nur als Praxis zu denken, die in anderen sozialen Praktiken verortet ist und auf diese reagiert, antwortet und mit ihnen bricht – in der Kunst.
Und im Design?
Gerahmt wurde der Exkurs durch Käse, Wein und lebhafte Gespräche mit unseren Gästen.